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Ansichten und Absichten
Ansichten und Absichten
 
Der Struktur der Wege von Grenzenlos wandern, ihrer Zusammenstellung und ihren Geschichten liegt ein ganzheitliches Konzept zugrunde. Natur und Kultur bilden eine untrennbare Einheit. Wesentlich hierfür erscheint mir ein verträglicher Austausch, der auf Nachhaltigkeit und dem Schutz bedrohter Lebensräume (Mensch, Tier, Pflanze) ausgerichtet ist. Dies schließt ein kritisches Hinterfragen eigener und fremder Positionen mit ein, nicht dogmatisch, sondern offen, reflexiv und unterhaltsam.
 
Nach Ingolg und Vergunst bedeutet einen Pfad und somit auch dem Weg von Grenzenlos wandern zu folgen, „sich an seinem Verlauf zu erinnern. Unser Gehen in der Gegenwart [ist] immer auch ein Erinnern an die Vergangenheit [...]. Vorwärtsbewegung ist immer auch Rückkehr“, man trägt somit immer auch Landschaften und Wege „in absentia“ als Erinnerungslandschaften mit sich (herum). Manche dieser Gedächtnis- und Erinnerungsorte sind sogar wesentlich für die nationale Identität (Innensicht) und das Verständnis des Volkes (Außensicht) geworden.
 
(In die Bergen) gehen führt also im besten Fall zu einer Wechselwirkung zwischen Landschaft und Bewußtsein. Nach Nan Shepherd „bin ich auf dem Berg jenseits allen Verlangens. Es ist keine Ekstase, ich befinde mich nicht außerhalb meiner selbst, sondern ganz in mir. Ich bin. Das ist die größte Gnade, die der Berg mir gewährt“ (zit nach Macfarlaine: Alte Wege, S. 176). So wird aus Descartes cogito ergo sum ich gehe, also bin ich. Dem möchte ich mich ausdrücklich anschließen. Gehen und „ver“gehen ist ein wesentlicher Teil unserer Existenz. Nicht-Gehen bedeutet Stillstand, Stehenbleiben und Tod, jedenfalls keine wie auch immer geartete (Weiter-)Entwicklung.
 
Trotzdem drängen sich auf den Wegen die immerwiederkehrenden gleichen Themen auf:
  • Jagd und deren widerrechtliche Durchführung in der Wilderei, damit verbunden Hege oder Ausrottung
  • Salige Frauen/Matriarchiatische Strukturen in der Naturwahrnehmung
  • Veränderte Lebensräume
  • alte Wege: Römer, Transhumanz, Wanderhandel, Schmuggel
  • Spuren der Wittelsbacher, besonders Kaiserin Elisabeth „Sisi“ von Österreich
 
Schlußüberlegung:
Ich habe versucht, die Geschichten und Wege zu einen verbindenen Weg, den Weitwanderweg Grenzen wandern zusammenzuführen. Die allermeisten der Einzeletappen sind bekannt und decken sich oftmals mit anderen Wegen oder Wegsystemen, auch wenn sie nicht auf die dahinter verborgenen Geschichten hinweisen. Wichtig war mir, dass die Wege nicht nur geschichtsträchtig, sondern auch landschaftlichg schön sein sollten, um einen Mehrwert für Körper und Geist schaffen zu können.
 
Dennoch habe ich einige sehr „schöne“ Wege nicht mit aufgenommen bzw. nicht beschrieben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sog. „Geheimtipps“ durch Empfehlung einer breiten Öffentlichkeit, z.B. in den Magazinen des Alpenvereins, zu überlaufenen „Grüß Gott Wegen“ mutiert sind. Durch dieses starke Mehrbelastung, ist das Gleichgewicht dieser seniblen Ökoräume empfindlich gestört worden. Dem will ich mit eigenen Empfehlungen nicht weiter Vorschub leisten. Andere Wege werden von den jeweiligen Gemeinden nicht gepflegt und sind deshalb nur schwer zu finden. Oftmals verweist ein Schild „Lebensgefahr“ oder „Steinschlag“ auf die Nicht- oder Schwerbegehbarkeit des Weges oder einzelner seiner Abschnitte. Im Zeitalter einer Eventisierung der Alpen, der Jochen-Verschweizerung von Freizeit und der damit verbundenen freiwilligen Annahme von erhöhten Risiken, erweisen sich diese Hinweise als oftmals zusätzliche Motivation den Weg dennoch zu gehen. Die Risikoabschätzung bleibt jeden Wanderer selbst überlassen. Fahrlässigkeit und Selbstüberschätzung möchte ich nicht protegieren.